08. Mai 1945 – Deutschland legt die Waffen nieder, in Europa ist der Krieg vorbei. Es folgen Wiederaufbau und Jahrzehnte des Schweigens. „Mein Vater hat nie über diese Zeit gesprochen und ich habe mich auch nicht getraut, ihn danach zu fragen“, so beschreibt MEDIAFIX-Kundin Annemarie Hillengaß das dumpfe Gefühl, von einem Teil Ihres Vaters abgeschnitten zu sein.
Ein Gefühl, das sie mit einer ganzen Generation von Töchtern und Söhnen teilt, deren Väter im Krieg gefallen sind oder über diese Zeit beharrlich geschwiegen haben.
Was ihr bleibt sind die handgeschriebenen Feldpostbriefe ihres Vaters, die er in den Jahren 1942–1949 an seine Eltern und den Bruder Walter geschickt hat. Wenn sie die alten Briefe heute liest, bricht es ihr fast das Herz. Wie stark muss ein gerade 23-jähriger Soldat gewesen sein, der seiner Mutter aus der Kriegsgefangenschaft schreibt: „Mach Dir keine Sorgen, liebe Mutter, ich halte schon durch, bis wir uns wiedersehen?“
„Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, mehr mit ihm über diese Zeit gesprochen zu haben“, berichtet Frau Hillengaß uns im Interview. Die Briefe hatte sie einige Zeit nach seinem Tod wiederentdeckt. Im Gespräch mit Ihrem eigenen Sohn entwickelte sich die Idee, diese bei MEDIAFIX digitalisieren zu lassen, wozu sie auch das Einverständnis Ihres Bruder einholte.
Für die Dauer von 7 Jahren werden Feldpostbriefe für Willi H. zum wichtigsten Kommunikationsmittel mit seiner Familie. Nur durch sie erfährt er, wie es um seine Lieben zuhause steht und kann andersrum berichten, wo er sich gerade aufhält. Heutzutage kaum noch vorstellbar, auf eine Nachricht so lange zu warten, vergingen damals manchmal Tage, manchmal Wochen bis zum nächsten Lebenszeichen.
„Besonders bewegend sind seine Geburtstags- und Weihnachtsbriefe, weil so eine große Sehnsucht nach Frieden und der Heimkehr deutlich wird“, erzählt uns seine Tochter. Es ist die Suche nach einem Vater anhand der historischen Dokumente, die er hinterlassen hat.