Abenteuer bei der Marine
1939 – die Aufrüstung ist im vollen Gange. Hans ist zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt. Er wird als Sohn eines Sozialisten und Freigeists in Gottesberg, in Schlesien geboren. In der Hitlerjugend war er nie. Nun soll er zum Dienst bei der Marine.
Er unterbricht seine Lehre zum Maschinenschlosser und wird zunächst in Kiel stationiert, um dort mit anderen frisch Einberufenen die Marine-Kurzausbildung zu absolvieren. Dass er dem Tod mehrfach entgehen wird, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Jahrzehnte später schreibt er seine Lebensgeschichte zusammen mit seiner Tochter, Frau Fugger, nieder. Frau Fugger ist bereits MEDIAFIX-Kundin. Als sie von unserem Aufruf zum Tag der Befreiung liest, muss sie sofort an die alten Bilder ihres Vaters aus seiner Marine-Zeit denken. Die meisten zeigen ihren Vater in der typischen Marine-Kluft: Weiße Hose, weiße Jacke, auch Halstuch und die Mütze dürfen nicht fehlen. Er lächelt, posiert für die Kamera. Auch ein Bild von der Akropolis ist dabei, im Hintergrund weht eine Reichsflagge. Für die einen ist es ein heute unvorstellbares Bild, für die anderen eine lebendige Erinnerung aus ihrer Jugend.
Wohl wissend, dass es sich hierbei um Propaganda-Material handelt, hat die Tochter auch den alten Zeitungsausschnitt aus dem Völkischen Beobachter aufbewahrt, auf dem ihr Vater zu sehen ist. Auch das ist ein Zeugnis dieser Zeit, auch diese Erinnerungen gehören zu seiner Geschichte. Denn bereits kurze Zeit nach seiner Marine-Ausbildung wird es für Hans ernst – sein Kriegseinsatz beginnt. Zunächst als Minenleger geht es für ihn auf das Mittelmeer, Richtung Griechenland.
Was wir heute mit einer sonnigen Fahrt auf einem Urlaubsdampfer verbinden, war damals alles andere als ein Vergnügen: Randvoll mit Minen beladen konnte das Schiff jederzeit in die Luft fliegen, denn die Minen wurden bereits an Bord scharf gemacht. Auch Hans sollte noch Zeuge dieser irrsinnigen Sprengkraft werden. Im Sommer 1943 wird er abkommandiert, er verlässt Griechenland und kommt mit einer neuen Flotte auf die Donau in Rumänien. Mittlerweile trägt er den Titel „Sperrmechanikermaat“ als Spezialist für Minensuche und -bergung. Seine neue Aufgabe: Den strategisch wichtigen Schiffsweg der Donau von feindlichen Minen freihalten. Hier beginnt auch seine Geschichte, die er im Alter von 85 Jahren gemeinsam mit seiner Tochter niederschreibt.